Flächensparende Industrie- und Gewerbeentwicklung
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Industrie und Gewerbe verbrauchen Fläche
Industrie- und Gewerbeflächen nehmen mit über 6.000 km² derzeit 18,5 % der Siedlungsfläche in Deutschland ein (Statistisches Bundesamt, Stand: 31.12.2016). In den letzten Jahren kam es zu einem erheblichen Flächenverbrauch, indem neue Fläche für Industrie- und Gewerbe ausgewiesen wurden. Ein Grund hierfür ist das derzeitige Wirtschaftswachstum. Allerdings lässt sich feststellen, dass die Zunahme der Gewerbe- und Industrieflächen nur teilweise mit der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung verknüpft ist. Auch in wirtschaftlich stagnierenden Regionen steigt häufig der Flächenverbrauch für gewerbliche Nutzungen. Weitere Gründe für das Anwachsen der Industrie- und Gewerbefläche sind veränderte Flächenbedarfe und Standortanforderungen aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels und ein Wachstum flächenextensiver Branchen, insbesondere der Logistik. Hinzu kommt, dass Industrie- und Gewerbebrachen häufig nicht revitalisiert werden. Dies lässt sich einerseits mit nicht passenden Ansiedlungsvoraussetzungen aufgrund der Lage und Infrastrukturanbindung begründen. Andererseits hemmen häufig Kosten für eine Sanierung von Altlasten oder für den Abriss bestehender Gebäude eine Revitalisierung und Neunutzung von bestehenden Brachflächen. Nicht zuletzt müssen die Brachflächen mit einem teilweise vorhandenen Überangebot an Bauflächen in Rand- und Außenbereichen mit optimaler Erschließung konkurrieren.
Flächenschonende Gewerbeentwicklung durch größere Flächeneffizienz
Bei der Entwicklung neuer Gewerbeflächen sollte eine bestmögliche Ausnutzung der Flächen angestrebt werden. Hierfür bietet das Planungsrecht unterschiedliche Möglichkeiten. So sollte auf eine verdichtete und flächensparende Bauweise hingewirkt werden. In Industrie- und Gewerbegebieten können Flächen zum Beispiel besser genutzt werden, wenn mehrgeschossige Gebäude errichtet werden. Weitere Ansätze können die Errichtung von Zwischendecken zur Schaffung neuer Stockwerke oder der Bau von Containermodulen auf Stelzen oder über Lagerflächen sein, um den Raum darüber auszunutzen. Auch mehrgeschossige Parkpaletten oder Tiefgaragen tragen dazu bei, den Flächenverbrauch zu verringern.
Zentrale Lagen im Fokus
Kommunen sollten die Nachfrage nach Gewerbeflächen zudem stärker auf Flächenreserven und Brachflächen im Siedlungsbestand lenken und Siedlungserweiterungen minimieren. So eignen sich Innerortslagen zwar aufgrund von Konflikten mit Wohnnutzungen nicht für störendes Gewerbe oder stark emittierende Industrie, allerdings kann sich wohnverträgliches Gewerbe dort durchaus ansiedeln. Zentrale Lagen bieten zum Beispiel Potenziale für den Dienstleistungssektor, der eine zunehmende Bedeutung aufweist. Leere Hofstellen können als Lager oder Logistikflächen genutzt werden. Um ein Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe zu erleichtern, wurde die neue Baurechtskategorie des „Urbanen Gebiets“ im BauGB eingeführt. Zu berücksichtigen ist, dass Gewerbestandorte in zentralen Lagen eine Konkurrenz für den Wohnungsbau darstellen können.
Flächenschonende Gewerbeentwicklung durch Kooperationen
Neben Methoden zum Flächensparen beim Bau können Flächen auch durch Kooperationen gespart und effizienter genutzt werden. Zum einen können Betriebe gemeinsam Flächen entwickeln: Dabei können zum Beispiel Unternehmensflächen wie Parkplätze und Besprechungsräume, aber auch weitere Einrichtungen wie z. B. Kantinen oder Pforten sowie Neu- und Umbauten von Immobilien gemeinschaftlich gestaltet werden. Zum anderen können Kommunen bei der Gewerbeflächenentwicklung gemeinsam arbeiten: So können sie interkommunale Gewerbegebiete entwickeln und gemeinsam bewirtschaften. Das spart Flächen, vermindert die Konkurrenz zwischen den Kommunen und trägt dazu bei, dass in einer Region nur die Flächen mit den besten Standorteigenschaften an den Markt kommen.