Duchroth: „Unser Neubaugebiet ist unser Dorfkern“

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Ortskern Duchroth
Ortskern Duchroth
25 Jahre erfolgreiche Innenentwicklung

Seit Beginn der 90er Jahre setzt Duchroth auf eine erfolgreiche Dorferneuerung. Heute, rund 20 Jahre später, blickt die kleine Gemeinde auf eine aufregende Zeit voller Projekte, Ideen und Veranstaltungen zurück.

Im Jahr 1992 steht die kleine Gemeinde Duchroth in Rheinland-Pfalz vor einer großen Herausforderung: ein starker Bevölkerungsrückgang, Verlust von Infrastrukturen und Gewerbebetrieben. Das Dorf stirbt langsam aus, Leerstände und Bauruinen dominieren den Dorfkern.

Kampf gegen den Leerstand

Unter dem Motto „Unser Neubaugebiet ist unser Dorfkern“ begann der Kampf gegen diese Entwicklung. Ein Dorfentwicklungsprogramm wurde gestartet. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Private Initiativen zeigten, was aus leerstehenden Gebäuden mit etwas Zeit und Arbeitsaufwand geschaffen werden kann. Gleichzeitig konnten alte Baustrukturen erhalten werden. Erste Familien zogen in sanierte Bauernhäuser und umgebaute Scheunen. Die Begeisterung über die positive Entwicklung griff auf die gesamte Dorfbevölkerung über.

In den darauffolgenden Jahren wurde mit dem Förderprogramm der „Dorferneuerung“ ein gemeinsames Konzept erstellt, in dem die Bedürfnisse der Bürger besonders im Vordergrund standen. In der Folge wurde weiterer Wohn- und Erwerbsraum im Dorfkern geschaffen, auf Entwicklungen im Außenbereich wird hingegen verzichtet. Mittlerweile besteht die Bevölkerung im Ortskern auch wieder aus allen Altersgruppen, darunter viele junge Familien. Das Dorf ist lebendig.

Dass Duchroth mit seinen vielen Aktivitäten auf dem richtigen Weg ist, zeigen auch die verschiedenen Auszeichnungen: In den Jahren 1993 und 1994 erhielt die Gemeinde Silbermedaillen im Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden. Dies spornte die Duchrother nur noch mehr an: neben einem Sonderpreis für kinder- und jugendfreundliche Dorferneuerung, eine 3-fache Auszeichnung für Dorfökologie, einem Sonderpreis für Innenentwicklung und Goldmedaillen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene folgte 2010 die Bronzemedaille auf Bundesebene. 2016 dann die Krönung für die vielen Mühen und Stunden der Arbeit: Gold beim 25. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.

Durch Innenentwicklung in eine lebenswerte Zukunft

Aber damit nicht genug: Dorfentwicklung ist als Daueraufgabe zu sehen: Daher gibt es in Duchroth auch aktuell vielfältige Projekte, Maßnahmen und Ideen für eine positive Dorfentwicklung, eine flächensparende Siedlungsentwicklung und eine Stärkung des Dorfkerns:

„Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ ist weiterhin das Leitziel der Siedlungsentwicklung. Neubauten werden nur noch im Rahmen der bestehenden Siedlungsflächen und bei konkretem Bedarf bewilligt. Stattdessen wird weiter auf Innenentwicklung gesetzt. Ein Vorzeigeprojekt für Maßnahmen der Innenentwicklung und zur Nutzung alter Baustrukturen ist das denkmalgeschützte Haus „Schumacher“ im Ortskern von Duchroth. Nach einem Umbau des leer stehenden Gebäudes mit enormem Eigenleistungsanteil dient es seit Mitte des Jahres 2016 als neues „Kulturzentrum“ und damit als Treffpunkt in der Ortsmitte.

Zur Entlastung des Gemeindehaushaltes wurde eine Bürgerstiftung Duchroth gegründet. Sie stellt Geld für gemeindliche Dorferneuerungsprojekte zur Verfügung. Daran wird deutlich, dass sich die kleine Gemeinde auch durch ihr großes bürgerliches Engagement auszeichnet. Vereine wie der „Förderverein Aktionsräume“ oder „Kultur und Landschaft Duchroth“ (KuLD) fördern die positive Entwicklung des Ortes. Bewohner erbringen umfangreiche Eigenleistungen bei Bauprojekten im Dorfkern und auch eine großzügige Summe an Spendengeldern wurde von Privatpersonen gestiftet. Insgesamt konnten seit 1993 über 40 vom Land geförderte und zahlreiche weitere private Dorferneuerungsmaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von über 5 Mio. € im Ortskern durchgeführt werden.

Mit intensiver Beteiligung und einer Stiftung zum Erfolg: Statement von Ortsbürgermeister Manfred Porr

„Das Duchrother Erfolgsrezept beruht auf einer intensiven Beteiligung und Mobilisierung der Bürgerinnen und Bürger. Zahlreiche Bürgerversammlungen und eine gute, weitgehend kostenlose Beratung führten zu einer Initialzündung. Die dadurch verursachten gelungenen Beispiele setzten eine Bewegung in Gang, die den gesamten Ortskern erfasste. Die Gemeinde komplettierte die Sanierung der Ortsmitte, indem sie ein abgewohntes denkmalgeschütztes Bauernhaus erwarb und sanierte. Die positive Entwicklung hält weiter an.

Die Bürgerstiftung wird kraft Satzung vom Ortsbürgermeister und einem vom Gemeinderat bestimmten Bürger geführt. Der Gedanke, der hinter der Stiftung steht ist nachhaltiges Wirtschaften. Bürgerinnen und Bürger, die nicht die Möglichkeit haben, Arbeitskraft und Mitarbeit bei gemeindlichen Projekten einzubringen, können durch einen Stiftungsbetrag helfen. Die Erträge aus dem Stiftungskapital können einen dauerhaften Beitrag zur Umsetzung gemeindlicher Vorhaben leisten.“

Wie geht es weiter? Statement von Dorfplaner Bernhard Backes

„In Duchroth werden wir neben einer kontinuierlichen Beratung und Betreuung der Gemeinde bei privaten und kommunalen Projekten verschiedene weitere Entwicklungen forcieren.

So sollen künftig verstärkt die „weichen Faktoren“ der Gemeinde unterstützt und genutzt werden, also z. B. ein sanfter Tourismus, Wander- und Radwege, eine Renaturierung von Bachläufen und ehemals intensiv genutzten Flächen. Außerdem wollen wir künstlerische Aktivitäten im Dorf ausbauen und die Attraktivität der vorhandenen, aber auch von geplanten Events und Dorffesten verbessern. Dabei sollen die sanierten Gebäude und Innenhöfe einbezogen werden.

Wichtig für die Zukunft ist der Aufbau und Ausbau eines nachhaltigen generationsübergreifenden Angebots und familienfreundlicher Strukturen wie Senioren-Wohnprojekte, Kinderbetreuung, Jugendeinrichtungen und Gemeinschaftsprojekte. Ein Immobilienmanagement wird zur Vermeidung und zur Umnutzung von noch vorhandenen und neu entstehenden Leerständen beitragen. Im Fokus steht daneben, die örtliche Infrastruktur zu stabilisieren und auszubauen.

Um diese verschiedenen Ansätze umzusetzen, werden wir weiterhin Wettbewerbe und Förderprogramme zur Weiterentwicklung, zur Außenwerbung und zur Stärkung des Selbstwertgefühls und der Identität der Gemeinde nutzen.“

Weitere Informationen

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