Baulandumfrage

Ergebnisse einer bundesweiten Befragung über Innenentwicklungspotenziale

Ziel der neuen Regierungskoalition ist der Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr. Gleichzeitig soll bis 2030 das Ziel erreicht werden, die tägliche Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen auf unter 30ha zu reduzieren. Die nun veröffentlichen Ergebnisse der Baulandumfrage zeigen: Mit Innenentwicklungspotenzialen von bundesweit mindestens 84.000 ha stehen ausreichend Flächen bereit, um den Bedarf ohne neue Flächeninanspruchnahme zu decken.

Im Rahmen der BBSR-Baulandumfrage wurden Rückmeldungen von 692 Kommunen ausgewertet. Demnach ging die Fläche der vorhandenen Innenentwicklungspotenziale (IEP), also Baulücken und Brachflächen, seit 2012 um ca. 30% zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Flächenneuinanspruchnahme für SuV-Flächen in derselben Größenordnung. Basierend auf einer Hochrechnung der Befragungsergebnisse liegen die IEP bundesweit insgesamt zwischen 84.000- 106.000ha, von denen gute 60% auf Baulücken und 40% auf Brachflächen entfallen. Darüber hinaus wurden mit Blick auf die wohnungspolitischen Ziele die baureifen Baulandreserven erfasst, die zwar im Außenbereich liege, aber aufgrund einer gesicherten Erschließung direkt nutzbar wären. Diese Flächenpotenziale werden auf zusätzlich rund 26.000 ha geschätzt.

Mit Blick auf die Zielgröße der Bundesregierung von 400.000 WE jährlich, würden diese Flächen rechnerisch für 1,6- 4,1 Mio. WE reichen. Die Spannbreite ergibt sich aus unterschiedlichen Dichteannahmen und tatsächlichen Flächenverfügbarkeiten. Insbesondere die in der Planungspraxis realisierten Dichten stellen einen wesentlichen Hebel dar, um unterschiedliche Ziele der sozialen Wohnraumversorgung sowie des Klima- und Umweltschutzes miteinander produktiv zu verknüpfen (siehe hierzu auch den Beitrag in diesem Newsletter „Was wäre wenn – Studie ermittelt das Wohnbaupotenzial durch Einhaltung regionalplanerischer Vorgaben“). Insbesondere in dünn besiedelten ländlichen Kreisen könnten die bestehenden Flächenpotenziale nach Schätzungen für die kommenden 7,5 Jahre ausreichen, um die Bedarfe zu decken.

Die von den Kommunen angegebenen Baulandpotenziale basieren überwiegend auf Schätzungen (71,5%). Gleichwohl hat sich der Anteil der Kommunen, die über vorliegende Daten zu IEP verfügen, seit 2012 deutlich erhöht. Im Bereich von Baulücken gaben rund die Hälfte der Kommunen eine flächendeckende Erfassung an (2012: 30%). Daten zu IEP stammen zum überwiegenden Teil aus der Übernahme von Daten aus Bebauungs- und Flächennutzungsplänen (64% der Kommunen), 40% der Kommunen nutzen Begehungen oder Werten Luft- und Satellitenbilder sowie Geobasisdaten aus. Grundsätzlich werden diese Methoden mit zunehmender Gemeindegröße häufiger genutzt. Das verdeutlicht einmal mehr den großen Bedarf zum Einsatz entsprechender Systeme und Personalkapazitäten besteht, wenn die Befriedigung der Wohnflächenbedarfe und ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung in allen Städten und Gemeinden in Einklang gebracht werden sollen.

Bezogen auf den Anteil an der Siedlungsfläche für Wohnen, Industrie und Gewerbe (WIG) liegt der Anteil der bestehenden IEP bei rund 4%, wobei zwischen den Gemeindetypen (große Großstadt, kleine Großstadt, Mittelstadt, Kleinstadt, Landgemeinde) nur geringe Unterschiede bestehen. Deutlicher sind die Unterschiede bei diesen Anteilen, wenn eine bevölkerungsbezogene Betrachtung der IEP erfolgt. Hier steigen die Werte aufgrund des Dichteeffektes von städtischen Räumen (Großstadt: 6 m²/EW) zu Landgemeinden (16 m²/EW) stark an.

       Die Studie wurde vom Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) durchgeführt. Das Difu hat sich im Rahmen des „Dialogs Flächensparen“ an der Umfrage beteiligt und weitere Fragenkomplexe eingebracht. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse steht noch aus.

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